EU AI Act: was bedeutet das für Aktuare

ai für aktuare

Die Bedeutung künstlicher Intelligenz (KI) nimmt in einer zunehmend digitalisierten Welt rasant zu – insbesondere für Aktuare. Sie stehen vor der Herausforderung, sich in einem dynamischen Umfeld zurechtzufinden, das nicht nur durch neue Technologien, sondern auch durch komplexe gesetzliche Vorgaben geprägt ist. Der AI Act der Europäischen Union, verabschiedet am 13. März 2024 und in Kraft seit dem 1. August 2024, wird die Art und Weise, wie KI genutzt wird, grundlegend verändern und damit für die Versicherungs- und Finanzbranche neue Chancen und Risiken eröffnen. Unternehmen müssen bis zum 1. August 2027 die neuen Vorschriften umsetzen. Bei Verstößen drohen hohe Strafen von bis zu 7 % des Jahresumsatzes oder 35 Millionen Euro.

Der AI Act definiert KI-Systeme als maschinengestützte Systeme mit unterschiedlich hoher Autonomie, die Entscheidungen treffen und physische oder virtuelle Umgebungen beeinflussen können. Die Systeme werden nach ihrem Risiko kategorisiert, wobei Anwendungen, die personenbezogene Daten verarbeiten, als besonders risikoreich gelten. Die damit verbundenen Risiken – wie Datenschutz, vorurteilsbehaftetes Verhalten und Sicherheitsbedenken – sollen durch Prinzipien wie Fairness, Transparenz und Verantwortlichkeit adressiert werden. Für Aktuare heißt das, den Mehrwert der KI zu nutzen und zugleich die damit verbundenen Risiken zu minimieren. Ein verantwortungsvoller Umgang mit KI ist entscheidend für langfristigen Erfolg und setzt kontinuierliche Weiterbildung und Anpassungsfähigkeit voraus.

Aktuare sind aufgefordert, ihre Expertise in Bereichen wie Risikomanagement und Datenanalyse weiterzuentwickeln, um KI verantwortungsvoll einzusetzen und gleichzeitig effiziente sowie innovative Lösungen zu fördern. Fachkenntnisse in Computer Vision, Robotik, Machine Learning und Programmiersprachen wie Python, R und SQL eröffnen ihnen dabei neue Perspektiven. Hinzu kommen neue Verantwortungsbereiche wie die Sicherstellung der Datenqualität und Modelltransparenz sowie die operative Skalierung von KI-Systemen.

Aufgaben für Aktuare

Zu den wesentlichen neuen Aufgabenfeldern für Aktuare gehören:

1. Systeminventar und Risikominderung: Der Aufbau eines Inventars zur Verfolgung von KI-Systemen (z.B.: Log-Führung) und deren regulatorischer Relevanz, insbesondere für risikobehaftete Anwendungen, ist essenziell. Dabei kommen Risikominderungsstrategien zum Einsatz, die mit Governance-Richtlinien wie Solvency II in Einklang stehen und die DSGVO-Vorgaben erfüllen.

2. Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Aktuare müssen eng mit Data Scientists, Compliance-Teams und Experten aus verschiedenen Bereichen zusammenarbeiten, um Transparenz, Zuverlässigkeit und Effizienz sicherzustellen. Die erfolgreiche Einführung von KI hängt von einer gut geschulten Belegschaft und einem strukturierten Risikomanagement ab.

3. Erklärbare KI (XAI): Durch die Differenzierung zwischen entwickler- und nutzerorientierten Modellen müssen Aktuare sicherstellen, dass KI-Ergebnisse verständlich und nachvollziehbar sind. Tools wie SHAP und LIME helfen beim technischen Debugging, während verständliche Erklärungen für nicht-technische Interessengruppen unverzichtbar sind.

Abschließend ist erneut zu betonen, dass AI für nahezu alle Unternehmen an Bedeutung gewinnt (vgl. EIOPA-Studie 04/2024: Bericht zur Digitalisierung der europäischen Versicherungswirtschaft) und die damit einhergehenden Regelungen erforderlich sind um die Sicherheit und Datenschutz aller zu gewährleisten. Der AI Act bringt nicht nur Verordnungen mit sich, sondern bietet Aktuaren die Möglichkeit, die Zukunft der KI aktiv mitzugestalten und deren sichere sowie ethische Nutzung zu fördern.